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05607 Effektive Selbstführung mit dem Responsibility Process

In vielen Unternehmen ist der Ruf nach mehr Verantwortungsübernahme laut – auch für die Themen Security, Datenschutz und Informationsschutz. Jedoch fühlen sich Mitarbeitende wie Führungskräfte mitunter überfordert. Das Ergebnis sind Unzufriedenheit und Frust. Was oft alle Beteiligten unterschätzen: Wieviel Einfluss sie nehmen können, wenn sie sich selbst wirkungsvoller führen.
Ein Selbstführungswerkzeug ist The Responsibility Process – ein Modell, das die mentalen Zustände beschreibt, die Menschen durchlaufen, wenn sie auf ein Problem stoßen.
Die Auseinandersetzung mit diesem Prozess führt dazu, dass Menschen mehr Optionen sehen, Klarheit über die eigenen Absichten gewinnen und wieder handlungsfähig werden. Über das Zeigen und Vorleben von Verantwortung wird außerdem das Umfeld eingeladen, ebenso in eine kraftvollere Leadership einzusteigen.
von:

1 Warum sich die Auseinandersetzung mit Selbstführung lohnt

Leadership
„Leader entscheiden sich, Verantwortung für ihre Welt zu übernehmen” sagen Henry und Karen Kimsey-House. Diese Definition von Leadership umfasst informelle wie formale Führung, fachliche oder disziplinarische Führung von Mitarbeitenden oder eben auch das „Anführen” der Informationssicherheit. Zu der Entscheidung der Person, die führt, gehört auch, wie groß sie ihre Welt definiert. Im Falle von Selbstführung wäre das „nur” die Person selbst, im Falle von Leadership für eine Gruppe, ein Team, eine Organisation oder ein Thema oder inhaltlichen Bereich, wäre diese Welt entsprechend größer, umfasst aber nach wie vor die Person selbst. Die persönliche Leadership ist effektiv, wenn die Person mittels ihrer Führung, also ihrer Worte, Taten und Einstellung, die Effekte erzielt, die sie erzielen will.
Aspekte von Führung
Der Ruf danach, dass jede einzelne Mitarbeiterin und jeder einzelne Mitarbeiter in Führung geht und (eigen)verantwortlich arbeitet, ist laut. Gleichzeitig herrschen viel Unklarheit und Überforderung bezüglich der Umsetzung bei allen Beteiligten. Denn in Führung stecken verschiedene Aspekte: Orientierung geben, Emotionen wecken zwecks Alignment auf ein gemeinsames Ziel, Koordination und Organisation für die Bereitstellung aller benötigten Ressourcen mögen die groben Inhalte sein. Somit ergibt sich für das erfolgreiche Gestalten von Führung eine große Bandbreite an benötigten Fähigkeiten wie z. B. Kommunikationsstärke (Zuhören, Erklären, Abstrahieren, Konkretisieren, Freude an ständigem Wiederholen), das Aufnehmen und Verarbeiten vieler Informationen, Netzwerken, Einfühlungsvermögen. Manches davon entspricht vielleicht unseren Stärken und geht uns leicht von der Hand. Anderes liegt uns weniger und kostet Energie oder Extra-Aufwand, weil wir Unterstützung suchen müssen, um es effektiv umsetzen zu können.
Sich selbst gut zu kennen und mit diesem Bewusstsein agieren zu können, ist somit die Voraussetzung für effektive Leaderships. Und genau da setzt das Konzept der Selbstführung an.

2 The Responsibility Process

Selbstführungswerkzeug
The Responsibility Process (s. Abbildung 1) ist ein Modell, das beschreibt, was in unserem Gehirn vorgeht, wenn wir auf ein Problem stoßen. Der Prozess ist aus Feldforschung der letzten drei Jahrzehnte abgeleitet und wird von Christopher Avery im gleichnamigen Buch genauer beschrieben [1]. Das Modell erläutert also einen Teil des Menschseins, was nützlich ist für Kontexte, in denen Menschen zusammenarbeiten. Doch in erster Linie ist es ein Selbstführungswerkzeug.
Abb. 1: The Responsibility Process – die mentalen Zustände auf dem Weg zu VERANTWORTUNG
Mentale Zustände
Die mentalen Zustände sind alle in unserem Gehirn angelegt, wir benutzen sie täglich und sie erfüllen alle einen Zweck. Der Prozess durch die unterschiedlichen Zustände läuft manchmal in wenigen, nicht wahrnehmbaren, Millisekunden ab, und manchmal bleiben wir deutlich länger (von ein paar Minuten über Tage bis zu Jahren oder Jahrzehnten) in einem der mentalen Zustände stecken.
Ziel VERANTWORTUNG
Am meisten Kreativität, Freiheit, Stärke, Wirkung und Optionen stehen im mentalen Zustand VERANTWORTUNG zur Verfügung. Deshalb lohnt es sich, die mentalen Zuständen BESCHULDIGEN, RECHTFERTIGEN, SCHÄMEN und VERPFLICHTUNG bewusst wahrzunehmen, um sie verlassen und aktiv den mentalen Zustand VERANTWORTUNG ansteuern zu können.
Werkzeuge
Dies gelingt mit den Werkzeugen ABSICHT, AUFMERKSAMKEIT und SICH STELLEN – das sind die drei Schlüssel, die den Weg zu VERANTWORTUNG aufschließen.
Wichtiger Hinweis
Noch ein Hinweis, um das Modell verstehen und für sich erfolgreich nutzen zu können: Im allgemeinen Sprachgebrauch wird Verantwortung oft mit Schuld gleichgesetzt (Wer ist dafür verantwortlich?) oder hat einen moralischen Bezug (Verantwortungsvoll das Richtige tun). Das ist mit dem mentalen Zustand VERANTWORTUNG nicht gemeint. Der Responsibility Process ist in diesem Sinne amoralisch. Es geht nicht darum, ein guter Mensch zu sein, sondern für sich in die Verantwortung zu gehen, die eigenen Probleme in Besitz zu nehmen und für sich erfolgreich zu lösen. Das kann sich selbstverständlich an persönlichen Werte- und Moralvorstellungen orientieren, das Modell macht aber keine Angaben dazu, was gut und richtig ist.

2.1 Was ist ein Problem im Sinne des Prozesses?

Problem
Der Responsibility Process wird ausgelöst, wenn wir auf ein Problem treffen. Mit Problem ist in diesem Kontext gemeint, dass zwischen dem Wunsch- und dem Ist-Zustand ein Hindernis steht. Wir haben nicht, was wir wollen oder wollen nicht, was wir haben. Und dieser innere Konflikt löst Ärger, Sorge, Beunruhigung, Aufregung, Wut, Stress, Angst in uns aus – also eine emotionale oder sogar körperliche (Schwitzen, erhöhter Puls, Erröten, Gänsehaut) Reaktion.

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